Am 12.Dezember wurde vom Rat der Volksbeauftragten das "Gesetz zur Bildung freiwilliger Volkswehren" (Textmaterial) erlassen. Sie sollten namentlich der von den Arbeitern geforderten "Volksmiliz" entsprechen, aber denkbar andere Aufgaben erfüllen. In dem Flugblatt zur Bekanntgabe wurde gleichzeitig zur allgemeinen Waffenabgabe aufgerufen.
Hans von Seeckt, Walther Freiherr von Lüttwitz und Rüdiger Graf von Goltz hatte jedoch bereits am 8.Dezember begonnen "konterrevolutionäre Freiwilligenverbände" aufzustellen. Diese "Freikorps" setzten sich zum Großteil aus ehemaligen Berufssoldaten - die wegen ihrer zu hohen Anzahl nicht alle in das neue Heer aufgenommen werden konnten - aber auch aus Schülern und Studenten zusammen. Zudem fanden sich in den Truppen, auf Grund des hohen Soldes, viele Kriminelle, Arbeits- und Wohnungslose und auch jene, die sich nach den Kriegsgeschehnissen nicht mehr in der Heimat zurechtfinden konnten. In vielen Korps bestimmten aber bald die konservativen Militaristen das Bild, die sich mit der neuen sozialdemokratischen Regierung ganz und gar nicht abfinden wollten.

Angesichts des Scheiterns von Lequis (während der Weihnachtsunruhen), der daraufhin durch Lüttwitz ersetzt wurde, forderte Groener am 27.Dezember die verstärkte Bildung von Freikorps, denen Maerckers Landjägerkorps als Vorbild dienen sollte. (Textmaterial)
An der Küste hatte sich inzwischen die "Marinebrigarde Ehrhardt" und im Baltikum die "Eiserner Division" etabliert. Auch Noske, der auf Reichsebene Verantwortlicher für die Freikorpsbildung war, sprach sich am 29.Dezember dafür aus diese "Volkswehr mit allen Mitteln zu fördern"
Gustav Noske zitiert nach: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hrsg.): "Illustrierte Geschichte der Novemberrevolution in Deutschland". Berlin 1968; Seite 274
. Dieser Aufruf ging in erster Linie an die Industriellen und Junker, die den Sold für diese Truppen bereitstellten.

Bis zum Ende des Jahres 1918 waren um Berlin ca. 10.000 der "freiwillige Soldaten" zusammengezogen worden. Organisiert waren sie im "Regiment Potsdam" im "Freikorps Hülsen", im "Landjägerkorps des Generalmajor von Roeder" und in der "Gardekavallerieschützendivision", die bei Teltow lagerte. Maerckers "Landjäger" quartierten ebenfalls unweit der Hauptstadt in Zossen.
In Berlin hatte der spätere SS-Gruppenführer Oberst Wilhelm Reinhard nach den Weihnachtskämpfen die Reste von Lequis Truppen gesammelt und diese mit dem Unteroffiziersbataillons des Feldwebels Suppe vereinigt. Sein neu gebildetes Korps fand in Kasernen in Moabit Unterkunft; diese 2500 Mann galten der Ebert-Regierung bald als "einziges zuverlässiges militärisches Machtmittel" in der Hauptstadt.

Im März 1919 waren in diesen unter harter Disziplin geführten antirepublikanischen, antibolschewistischen Truppen 250.000 Mann organisiert, die so die größte Militärorganisation innerhalb Deutschlands bildeten. Da sie nicht unter der Führung der Regierung standen, widersprach ihre Existenz nicht den Waffenstillstandsbedingungen.
Ab 1920 wurden sie jedoch auf Druck der Alliierten verboten, doch lebten sie inoffiziell oder in den Kampfverbänden der nationalistischen Parteien weiter.

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