Angesichts der Geschehnisse in den vergangenen Tagen fanden die Wahlen zu einer verfassunggebenden Nationalversammlung und gleichzeitig die zum Preußischen Abgeordnetenhaus am 19.Januar 1919 unter strenger militärischer Kontrolle statt. Wahlberechtigt war jeder Deutsche ab dem 20. Lebensjahr und erstmalig hatten auch Frauen das aktive und passive Wahlrecht.
Das Wahlergebnis fiel für die SPD mit 37,9% der Stimmen sehr positiv aus; die USPD blieb mit 7.6% weit hinter ihr zurück; die Anti-Ebert-Scheidemann-Kampagne (Flugblatt) hatte nicht die gewünschten Erfolge gebracht. Die DNVP, die mit der Dolchstoßlegende und den "furchtbaren Waffenstillstandsbedingungen" um Wähler warb (Flugblatt), schaffte es hinter der Zentrumspartei und der DDP immerhin aus Platz vier. Die KPD hatte, Gesetz ihres Beschlusses beim Gründungsparteitag, keinen Kandidaten aufgestellt und versucht möglichst viele Menschen für einen Wahlboykott zu gewinnen. (Textmaterial)

Am 6.Februar traten die Volksvertreter, denen der Vollzugsrat am 8.Februar seine Macht übergab, zum ersten Mal im Weimarer Nationaltheater zusammen. Der Geist von Goethe und Schiller sollte auf die Delegierten übergehen und man wollte der Welt zeigen, dass man vom Militarismus zum "Staat der Dichter und Denker" zurückgekehrt war. (Textmaterial)
Ebert wurde von der Versammlung am 11.Februar zum Reichspräsidenten gewählt und beauftragte seinen Ministerpräsidenten Scheidemann mit der Regierungsbildung.
Die von Hugo Preuß ausgearbeitete Verfassung wurde am 31. Juli mit 262 zu 75 Stimmen angenommen. Gegen sie hatten sich die Vertreter der DNVP, DVP und USPD ausgesprochen; also Widerstand von Rechts und Links. Die einen wollten lieber wieder die Monarchie und die anderen den Sozialismus und lehnten daher beide eine parlamentarische Demokratie ab.
Die Verfassung wurde am 11. August durch Ebert unterzeichnet und trat daraufhin am 14. August 1919 in Kraft. Nun war Deutschland offiziell eine parlamentarisch-demokratische Republik und die Weimarer Republik geboren.
Am 6.Juni 1920 fanden die Wahlen zum ersten Reichstag statt, der an die Stelle der Nationalversammlung trat. Hierbei musste die SPD einen Einbruch auf 21,7% verkraften, wohingegen die USPD mit 17,8% weit aufholte. Die DNVP überholte mit 13,9% sogar die Zentrumspartei (13,6%) und die DNVP (Flugblatt) belegte mit 15% den dritten Platz. Schon bei diesen Wahlen zeigte sich eine deutliche Polarisierung der Volksmasse.

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