Am 18.Januar 1919 begann im französischen Außenministerium in Paris, ohne das Beisein eines deutschen Vertreters, die Friedenskonferenz der 27 Siegerstaaten. Der Waffenstillstand mit Deutschland vom November 1918 sollte nun, unter erweiterten Bedingungen, in einen langfristigen Frieden umgewandelt werden.
Es wurde ein "Rat der Vier" gebildet, der sich aus Woodrow Wilson (USA), David Lloyd George (England), Georges Clemenceau (Frankreich) und Vittorio Orlando (Italien) zusammensetzte. Clemenceau sprach sich aus Angst vor erneuten Übergriffen für eine Schwächung Deutschlands aus, wohingegen George das Land wirtschaftlich stärken wollte um dem Konkurrenten Frankreich eine Ausgleichsmacht auf dem Festland entgegen zu stellen. Wilson gab sich als Vermittler und warb für seinen Völkerbund durch den er einen dauerhaften Frieden zwischen den Großmächten schaffen wollte. Gemeinsam arbeiteten sie schließlich einen 440 Artikel umfassenden Vertrag aus, der der deutschen Delegation unter Außenminister Graf Brockdorff-Ranzau am 7.Mai 1919 vorgelegt wurde. Erst nach der Androhung eines Truppeneinmarsches erklärt die Nationalversammlung ihre Zustimmung und so unterzeichneten am 28.Juni der neu Außenminister Hermann Müller (SPD) und der Verkehrsminister Johannes Bell (Zentrum) im Spiegelsaal des Versailler Schlosses - als Retourkutsche für die Demütigung Frankreichs durchs Wilhelms dortige Kaiserproklamation 1871 - das "Diktat von Versailles".
Deutschland verpflichtete sich hierdurch unter anderem folgende Bedingungen anzuerkennen: man verzichtete auf alle Kolonien und eine Wiederaufnahme der allgemeinen Wehrpflicht und musste das Berufsheer auf 100.000 Mann beschränken. Elsass-Lothringen musste an Frankreich sowie Posen, Westpreußen, Ostpreußen und Teile Hinterpommerns an Polen abgetreten werden, was einen Verlust von 13% des Staatsgebietes und von 6,6 Millionen Einwohnern bedeutete.
Auch das Saarland ging für 15 Jahre an den Völkerbund und seine Kohlevorkommen durften ausschließlich von Frankreich abgebaut werden. Außerdem wurde die linksrheinische neutrale Zone, wie auch die anderen Bedingungen des Waffenstillstandes, aufrechterhalten.
Die Überwachung der Ausführung sollte durch eine Kommission der Alliierten erfolgen.

Dieser am 19.Januar 1920 in Kraft getretene "Versailler Vertrag" stieß bei der deutschen Bevölkerung auf große Empörung, die sich im Laufe der Jahre in einen regelrechten Hass gegen die alliierten "Ausbeuter" steigerte. Man empfand die Reparationszahlungen, die wegen der "alleinigen Kriegsschuld" die in Artikel 231 mit den Worten "Deutschland erkennt an, dass Deutschland und seine Verbündeten als Urheber für alle Verluste und Schäden verantwortlich sind." sehr hoch (269 Milliarden Goldmark zahlbar in 42 Jahresraten) angesetzt waren, als ungerechte Last und die Abtretung der Gebiete an Polen als ein Entreißen altpreußischen Staatsgebietes, auf das man ein Anrecht hatte.

Dieses Grundgefühl nutzte später Adolf Hitler aus und stieß so bei seinen Zuwiderhandlungen gegen den Vertrag, bei denen die Alliierten nicht wie angekündigt "hart durchgriffen", auf große Zustimmung im deutschen Volk.
Er benutzte ihn anfangs bei seiner nationalistischen Expansionspolitik sogar als Legitimation für sein Handeln. 1935 führte er die allgemeine Wehrpflicht wieder ein, stationierte ab 1936 erneut Truppen im Rheinland und holte sich mit dem Einmarsch in Polen 1939 die östlichen Gebiete zurück sowie 1940 mit dem Sieg über Frankreich Elsass-Lothringen. Auch überging er 1938 das Verbot des Anschlusses Österreichs an das Deutsche Reich, zudem sich Österreich am 10.September 1919 mit der Unterzeichnung der Friedensverträge von St. Germain-en-Laye gegenüber den Alliierten verpflichtet hatte.

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