Textmaterial
Forderungen der Kieler Soldatenräte vom 04.11.1918

1. Freilassung sämtlicher Inhaftierten und politischen Gefangenen.
2. Vollständige Rede- und Preßfreiheit.
3. Aufhebung der Briefzensur.
4. Sachgemäße Behandlung der Mannschaften durch Vorgesetzte.
5. Straffreie Rückkehr sämtlicher Kameraden an Bord und in die Kasernen.
6. Die Ausfahrt der Flotte hat unter allen Umständen zu unterbleiben.
7. Jegliche Schutzmaßnahmen mit Blutvergießen haben zu unterbleiben.
8. Zurückziehung sämtlicher nicht zur Garnison gehöriger Truppen.
9. Alle Maßnahmen zum Schutze des Privateigentums werden sofort vom Soldatenrat festgesetzt.
10. Es gibt außer Dienst keine Vorgesetzte mehr.
11. Unbeschränkte persönliche Freiheit jedes Mannes von Beendigung des Dienstes bis zum Beginn des nächsten Dienstes.
12. Offiziere, die sich mit den Maßnahmen des jetzt bestehenden Soldatenrates einverstanden erklären, begrüßen wir in unserer Mitte. Alles übrige hat ohne Anspruch auf Versorgung den Dienst zu quittieren.
13. Jeder Angehörige des Soldatenrates ist von jeglichem Dienste zu befreien.
14. Sämtliche in Zukunft zu treffenden Maßnahmen sind nur mit Zustimmung des Soldatenrates zu treffen.
  Diese Forderungen sind für jede Militärperson Befehle des Soldatenrates.

Brunk, Willi; Dederke, Karlheinz; Neumann, Horst: "1918/19: Revolution in Deutschland?". Berlin 1976
Erläuterung:
Nachdem die meuternden Soldaten am 4.November 1918 über die Truppen des Kieler Gouverneurs Souchon gesiegt und alle wichtigen Gebäude der Stadt besetzt hatte, waren sie in der Situation Forderungen an die Militärführung stellen zu können und taten dies in Form der "14 Kieler Punkte".